Hinweis

Im folgenden Text soll ein Überblick zum Zusammenspiel von Blockchain sowie Bitcoin und die Weiterentwicklung zu Etherium aufgezeigt werden. Die Smart Contracts werden erläutert, diese sind weder smart noch eigentlich Verträge. Vielmehr eine Art Makro von Abläufen noch vordefinierten Kriterien.

Ein Smart Contract ist eine Software, die rechtlich relevante Handlungen (insbesondere einen tatsächlichen Leistungsaustausch) in Abhängigkeit von digital prüfbaren Ereignissen steuert, kontrolliert und/oder dokumentiert, mit dessen Hilfe aber unter Umständen auch dingliche und/oder schuldrechtliche Verträge geschlossen werden können.

Kaulartz/Heckmann (CR 2016, 618)
Historischer Rückblick

Der italienische Philosoph Maurizio Ferraris beschreibt das dezentrale Blockchain-System mit dem sogenannten Kerbholz. Dies ist eine mittelalterliche Zählliste, mit dem die zwischen zwei Parteien bestehenden Schuldverhältnisse fälschungssicher dokumentiert wurden. Ein Stock wurde mit Symbolen markiert. Anschliessend wurde der Stock der Länge nach geteilt, so dass Schuldner und Gläubiger die an der Trennstelle zusammenpassenden Einritzungen auf ihrer Stockhälfte dokumentiert fanden. Keiner der Parteien konnte Änderungen an diesen Markierungen vornehmen, ohne dass das beim erneuten Zusammenfügen augenfällig sein würde. Dies ist im Kern auch die heutige Blockchain-Technologie mit den dezentralen Sicherungssystem. Neu ist einzig, dass es sich um ein weltweit auf unzählige Computer verteiltes Kerbholz handelt. Denn im Gegensatz zum Kerbholz hat man eine Datenspur, „die auf möglichst vielen Festplatten gespeichert wird, damit das Hinzufügen oder Löschen von Spuren (Blöcken) verhindert wird. Einmal mehr bringt die Technologie, wie in einer Prozession, uralte Dinge wieder ans Licht. Die Blockchain mag uns helfen, viele Probleme zu lösen – aber wir dürfen davon ausgehen, dass sie auch viele neue Probleme schafft.“[1]

Grundlagen der Blockchain

Die Blockchain-Technologie basiert auf der Konstruktion der sogenannten Distributed-Ledger-Technologien. Diese beschreibt eine Technik zur verteilten Datenhaltung in einem Peer-to-Peer-Netzwerk (P2P-Netzwerk). Die Netzwerkknoten entscheiden durch eine Übereinkunft (Konsens) gemeinsam über die Aktualisierung der Daten. Bei diesen Daten kann es sich um Kontostände einer Kryptowährung, Hashwerte eine elektronische Datei oder auch um Vertragszustände von sogenannten Smart Contracts handeln. Alle individuellen Daten werden als sogenannte Transaktionen im Netzwerk chronologisch sortiert, validiert und zu Blöcken zusammengefasst. Der Hashwert eines vorhergehenden Blocks bildet den Header des folgenden Blockes. Die Blöcke werden somit durch eine kryptografische Verkettung manipulationssicher mit ihrem Vorgänger-Block verbunden. Es entsteht eine stetig wachsende Kette von Datenblöcken, die sogenannte Blockchain als Spezialfall eines Distributed Ledgers.

Die Anfänge des Bitcoins

Im Whitepaper von Sathosi Nakamoto wird 2008 die Systematik von Bitcoin wie folgt beschrieben, die Gemeinsamkeit zu mittelalterlichen Kerbholz sind augenfällig: „Eine reine Peer-to-Peer-Version eines elektronischen Zahlungsverfahrens würde es ermöglichen, dass Online-Zahlungen von einer Partei direkt an eine andere gesendet werden, ohne über ein Finanzinstitut zu gehen. Digitale Signaturen bilden einen Teil der Lösung, aber die Hauptvorteile gehen verloren, wenn weiterhin eine vertrauenswürdige dritte Partei notwendig ist, um Double Spending (Mehrfachausgaben) zu verhindern. Wir schlagen eine Lösung für das Double-Spending-Problem vor, indem wir ein Peer-to-Peer-Netzwerk benutzen. Das Netzwerk gibt Transaktionen einen Zeitstempel, indem es sie in eine fortlaufende Kette von Hash-basierten Arbeitsbeweisen (Proof-of-Work) hasht und so eine Aufzeichnung erzeugt, die nicht geändert werden kann, ohne den Proof-of-Work neu zu erzeugen. Die längste Kette dient nicht nur als Nachweis für die Sequenz bezeugter Ereignisse, sondern auch als Beweis, dass sie vom grössten Pool an CPU-Leistung stammt. Solange der Grossteil der CPU-Leistung von Nodes kontrolliert wird, die nicht kooperieren, um das Netzwerk anzugreifen, werden diese die längste Kette generieren und schneller sein als die Angreifer. Das Netzwerk selbst erfordert nur eine Minimalstruktur. Nachrichten werden auf Best-Effort-Basis übertragen und die Nodes können das Netzwerk beliebig verlassen und wieder betreten, da sie die längste Proof-of-Work-Kette als Beweis darüber akzeptieren, was geschah, während sie weg waren.“[2]

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Blockchain und Bitcoin hängen historisch eng zusammen, bilden aber nicht zwingend eine fest verbundene Einheit. Eine Blockchain ist eine Liste von Datensätzen (sogenannte Blöcke), die mittels eins verschlüsselten Verfahrens aneinander gekettet sind. Jeder dieser Blöcke enthält einen kryptographisch gesicherten Hash (Streuwert) des vorhergehenden Blockes, einen Zeitstempel und die jeweiligen Transaktionsdaten. Oft wird die Blockchain als ein dezentrales Buchhaltungssystem (sogenannte Distributed-Ledger-Technologie, DLT). In diesem Sinne baut jeder Buchungssatz auf sämtlichen vorhergehenden Buchungssätzen auf. Das Buchungsjournal als Summe aller einzelnen Buchungen kann somit nicht ohne Auswirkungen auf alle nachfolgenden Buchungen verändert werden und gilt daher als fälschungssicher. Dieses System der dezentralen Verifikations- und Ablagestellen stellt ein Paradigmenwechsel in der Transaktionssicherheit dar. Ein sehr bekannter Anwendungsfall ist die Kryptowährung Bitcoin. Davon abzugrenzen ist das Ethereum Netzwerk mit der Transaktionseinheit Ether. Ethereum ist mehr als eine Kryptowährung und stellt eine Plattform für die Entwicklung von dezentralen Apps (sogenannte Smart Contracts) dar. Ether dient somit nicht ausschliesslich als Kryptowährung, sondern kann auch zur Abwicklung von ein- oder zweiseitigen Verträgen oder zur Darstellung von Tatsachen- und Rechtsverhältnissen verwendet werden. Die Smart Contracts sind die Basis vieler DApps (dezentrale Applikationen).

Wesen der Smart Contracts

Unter einem Smart Contract versteht man ein ausführbares Programm, dessen Code in einer Transaktion an die Blockchain geschickt und von den Netzwerkknoten im Rahmen der Validierung ausgeführt wird. Die Aufrufe (resp. das Starten) von Smart Contracts und Eingabe vom relevanten Input erfolgt in der Regel ebenfalls über Transaktionen. Die Unveränderlichkeit der Blockchain verhindert nachträgliche Änderungen am Programmcode, und durch den automatisch ablaufenden Validierungsprozess wird verhindert, dass die Ausführung des Contracts unterbunden werden kann. Smart Contracts sind keine Verträge, sondern „rechnergestützte Transaktionsprotokolle, die Vertragsbestimmungen ausführen.“[3]

Fussnoten

[1] Ferraris, Maurizio (2018): Was ist Kapital? Wie steht es zum Geld? Was leistet die Blockchain? Ein Blick ins Neolithikum liefert erstaunliche Antworten, NZZ 17.12.2018, online verfügbar unter https://www.nzz.ch/feuilleton/blockchain-geld-kerbholz-das-neolithikum-erklaert-das-kapital-ld.1443274?reduced=true 13.11.2020.

[2] Deutsche Übersetzung bei https://www.bitcoin.de/de/bitcoin-whitepaper-deutsch-html 13.11.2020.

[3] Szabo, Nick (1994): Smart Contracts, online verfügbar unter https://www.fon.hum.uva.nl/rob/Courses/InformationInSpeech/CDROM/Literature/ LOTwinterschool2006/szabo.best.vwh.net/smart.contracts.html 15.11.2020.

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