Hinweis

Ein Schwerpunkt der Sammlung von ScripoPapers sind Finanzskandale und die dazugehörigen (Wertpapier-)Geschichten. Ein in dieser Hinsicht schönes Wertpapier ist dasjenige der Capital Growth Company S.A. in Costa Rica. Aus der wertigen Haptik und dem ansprechenden Design des Papiers darf aber nicht unbesehen auf die Qualität der zugrundliegenden Investitionen geschlossen werden, wie nachfolgende Ausführungen zeigen sollen.

ScripoPapers #5: Capital Growth Company S.A.

Der Capital Growth Fund als Dachfonds und Vorgängervehikel der Gesellschaft wurde 1962 auf den Bahamas gegründet. Die Anteile wurden vor allem in Europa über den Direktvertrieb zum Kauf angeboten. Der Dachfonds investierte vorwiegend in die beiden Investmentvehikel Capital Growth Fund und Capital Growth Real Estate Fund. Als Verwaltungsgesellschaft fungierte die New Providence Securities. Der Dachfonds wurde bei Privatanlegern platziert und konnte in Europa einige hundert Millionen Euro akquirieren. Das Fondsvermögen war während dem ganzen Zeitraum jedoch starken Wertschwankungen unterworfen und musste zuletzt hohe Verluste verzeichnen.

Der Fondsmanager New Providence Securities und der Leitung von Clovis W. McAlpin dislozierte im Jahr 1971 nach Costa Rica. In San José wurde als Auffanggesellschaft für die beiden Fondsvehikel die Capital Growth Company S.A. gegründet und der Dachfonds liquidiert. Die Anleger erhielten als Abgeltung für die Anteile am Dachfonds Vorzugsaktien der neuen Gesellschaft. Vorzugsaktien sind Anteile an einer Gesellschaft, bei denen der Aktionär andere Rechte hat als bei Stammaktien. Theoretisch profitiert der Vorzugsaktionär von einer höheren Dividendenauszahlung. Der Vorzugsaktionär hat aber kein Mitspracherecht und kann keinen Einfluss auf den Fortgang der Gesellschaft nehmen. Die Bezeichnung Vorzugsaktien kann somit irreführend sein. Die Capital Growth Company dagegen konnte mit den Vorzugsaktien das Grundkapital erhöhen. An die Vorzugsaktionäre und ehemaligen Fondsinvestoren mussten keine Stimmrechte abgegeben werden. Statt an einem geschützten Sondervermögen waren die Privatanleger nun an einer Private Equity Gesellschaft in Costa Rica beteiligt. Die Gesellschaft investierte vorwiegend in Ländereien und in Kaffeeplantagen.

Aus Europa zog sich die Gesellschaft vollständig zurück und die Kapitalgarantie durch die Versicherungsgesellschaft Phoenix Assurance Company in London erlosch, weil die entsprechenden Beitragszahlungen ausblieben. Die Investition in Übersee endete für die Privatanleger im Totalverlust.

Zu den ScripoPapers

Scripophilie ist ein Spezialgebiet der Numismatik und ein Sammelgebiet, das sowohl auf die Schönheit einiger historischer Dokumente als auch auf den interessanten historischen Kontext jedes Dokuments zurückzuführen ist. Die ScripoPapers wollen in einer unregelmässigen Serie einige ausgewählte und interessante Wertpapiere und die dahinter liegende Geschichte herausgreifen und beschreiben.

Literaturhinweise zum Thema
  • Beitrag mit dem Titel: «Exotenfonds: Grüße aus San José» aus DER SPIEGEL 41/1972 vom 01.10.1972 (Webseite).
Bildmaterial

Abgebildet ist eine Vorzugsaktie der Capital Growth Company SA aus dem Jahr 1971 mit der Nummer VPBI 07499. Unterschrieben ist sie durch den damaligen Präsidenten der Gesellschaft Clovis W. McAlpin. Markant und an der Aktie vor allem zu erwähnen sind der goldene Rahsegler (Segelschiff mit mehreren voll getakelten Masten) und die grüne Bordüre in Guilloche-Technik als Sicherheitsdruck. Guillochen wurden in früheren Zeiten vor allem als Sicherheitsmerkmal beim Druck von Aktien eingesetzt. Dies, um eine entsprechende Fälschung zu erschweren, da sich die Guillochen auf den gravierten Druckplatten nicht ohne Weiteres reproduzieren liessen. Die obige Vorzugsaktie ist nicht entwertet und sehr gut erhalten. Der Couponbogen ist vollständig vorliegend, da nie Dividenden der Gesellschaft ausbezahlt wurden.

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