Hinweis

Die Publikation Bounty-Prinzip® für Führungskräfte (Motivierte Mitarbeitende meutern nicht) wird diesen Herbst im Nomos-Verlag erscheinen. Als kleiner Vorgeschmack soll nun etwas über den Aufbau und den Inhalt verraten werden.

Bounty-Prinzip® in der Nussschale

Eine Meuterei auf einem Schiff ist ein dramatisches Ereignis. Diese Führungskrise in Reinform verändert nicht nur die Besatzung, sondern auch den Kapitän als Führungskraft. Die wohl berühmteste Meuterei der Geschichte, die Meuterei auf der HMS BOUNTY von 1789, übt seit jeher eine grosse Faszination aus. Das verzerrte Bild vom Kommandanten William Bligh, vermittelt durch historische Romane und audiovisuelle Umsetzungen, gibt jedoch in keiner Art und Weise die tatsächlichen historischen Begebenheiten wieder.

Die Meuterei auf der BOUNTY wird in der Publikation zum Bounty-Prinzip® analysiert und die alternativen Fakten der Geschichte aufgearbeitet und klargestellt. Dazu wird das Phänomen der Meuterei aus militärhistorischer, strafrechtlicher, arbeitsrechtlicher und führungspsychologischer Sicht betrachtet. Zudem dient die Meuterei auf der BOUNTY und die darauffolgende abenteuerliche Fahrt der Ausgesetzten als Betrachtungsobjekt für die Analyse des Führungsverhaltens.

Schlechte Führung ist für jedes Unternehmen ein kritischer Kostenfaktor. Gute Führung dagegen steigert die Wettbewerbsfähigkeit, fördert die Innovationskraft und stärkt die emotionale Bindung nicht nur unter den Arbeitnehmenden im Team, sondern auch zum Unternehmen selbst. Aus den Mitarbeitenden und der Führungskraft wird eine gute Seemannschaft!

Meutereiprävention als Intervention ist eine Führungsaufgabe. Deshalb liegt es auf der Hand, erörtern zu wollen, weshalb Meutereien damals wie heute überhaupt entstehen können. Das Bounty-Prinzip® für Führungskräfte kann so als gelebte Geschichte respektive management by historical analogy dienen. Die Kapitäne an Land verfallen nicht in die immer gleichen Verhaltensmuster und das Unternehmensschiff wird erfolgreich durch Wind und Sturm in den sicheren Hafen geführt.

Als Beispiel der überaus einseitigen Darstellung der Meuterei auf der BOUNTY in der audiovisuellen Umsetzung soll die Zusammenfassung der Verfilmung und der Trailer von 1935 dienen. Selbstredend wurden so zum Vorteil einer erzählerischen Dramatik zahlreiche Fakten verfälscht und Bligh nachhaltig desavouiert.

Im Dezember 1787 werden im britischen Marinehafen Portsmouth die letzten Vorbereitungen für das Auslaufen des Segelschiffs BOUNTY getroffen. Kurz bevor die Anker gelichtet werden, muss die Besatzung, die unter dem Kommando von Kapitän Bligh steht, Zeuge eines makaberen Rituals werden: Ein vom Marinegericht Verurteilter soll auf der BOUNTY ausgepeitscht werden. Vor der Vollstreckung der Strafe wird jedoch der Tod des Mannes festgestellt. Bligh besteht auf der Vollstreckung mit den Worten: „Disziplin ist alles!“ Was Bligh damit meint, lernt die Besatzung bereits kurz nach dem Auslaufen der BOUNTY kennen. Jede Nachlässigkeit, und sei sie noch so gering, wird mit mindestens zwei Dutzend Peitschenhieben bestraft. Auf Grund der harten und ungerechten Behandlung der Besatzung kommt es zu ersten Unruhen, die jedoch mit harter Hand unterdrückt werden. Der erste Offizier Fletcher Christian legt sich mehrmals mit Bligh wegen dessen unmenschlicher Härte an, wird aber letztlich selbst mit Strafe und Kriegsgericht bedroht. Er beruhigt die Mannschaft wiederholt und hält sie von Tätlichkeiten gegen den Kapitän ab.

Da Bligh den ursprünglich über Kap Hoorn verlaufenden Kurs der BOUNTY ändert und den längeren Seeweg über das Kap der Guten Hoffnung wählt, wird die Schiffsreise zusehends strapaziöser. Die Verpflegung wird knapp und fünf Matrosen sterben an Skorbut. Kurz vor ihrer Ankunft auf Tahiti fordert Bligh Christian auf, die von ihm gefälschten Proviantlisten zu unterschreiben. Christian weigert sich, da er wusste, dass sich Bligh an dieser Verpflegung bereichert hat. Bligh wertet dies als Gehorsamsverweigerung. Er gibt Christian eine letzte Chance, indem er ihm vor angetretener Mannschaft mit dem Kriegsgericht droht und ihn zwingt, die Listen zu unterschreiben.

Auf Tahiti erholt sich die Besatzung von den Strapazen der Reise. Alle genießen einige Monate in der paradiesischen Inselwelt. Viele Mitglieder der Besatzung verlieben sich in die attraktiven Tahitianerinnen, unter ihnen auch Christian und Roger Byam.

Nachdem die BOUNTY mit 2000 Brotbaumpflanzen beladen ist, befiehlt Bligh die Abreise. Um die Pflanzen in brauchbarem Zustand nach England zu bringen, plant er von vornherein, die Trinkwasserration der Besatzung massiv zu kürzen. Damit ist der Keim für neue Unruhen gelegt.

Auch auf der Rückreise geht Bligh weiterhin unbarmherzig gegen jede Verfehlung vor. Als er zu einer Bestrafung den kranken Schiffsarzt an Deck befiehlt, stirbt dieser. Das Maß ist nun voll. Christian kann die Leiden und das viele Blut an Bord nicht mehr sehen und gibt das Signal zur Meuterei. Bligh und seine wenigen Getreuen werden festgenommen und in einem kleinen Boot ausgesetzt. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit schafft es Bligh nach einer strapaziösen und entbehrungsvollen Fahrt bis nach Timor, von wo er nach seiner Erholung die Suche nach den Meuterern aufnimmt. Inzwischen ist Christian mit der BOUNTY zurück nach Tahiti gesegelt. Byam und einige andere, die an der Meuterei nicht aktiv mitgemacht haben, sind ebenfalls dabei.

Auf Tahiti fühlen sich die Meuterer sicher. Sie gründen Familien und führen ein einfaches, aber glückliches Leben. Nach mehr als einem Jahr wird das britische Segelschiff PANDORA – unter der Führung von Kapitän Bligh – vor Tahiti gesichtet. Christian und die Meuterer mit ihren einheimischen Frauen und Kindern gehen an Bord der BOUNTY. Zurück bleiben Byam und einige andere, die glauben, in England nicht wegen Meuterei angeklagt zu werden. Die BOUNTY flieht vor den Engländern. Schließlich gehen Christian und seine Freunde auf der Insel Pitcairn an Land. Sie verbrennen die BOUNTY und nehmen die Insel in Besitz. Bligh ist blind vor Hass und steuert die PANDORA während der Suche auf ein Riff. ln kleinen Booten rettet sich die Besatzung. Zurück in England werden Byam und die anderen Matrosen wegen Meuterei vor ein Seekriegsgericht gestellt und zum Tode verurteilt. Erst bei der Urteilsverkündung erzählt Byam die Wahrheit über die Ereignisse an Bord der BOUNTY. Nach Fürsprache begnadigt der englische König die an der Meuterei Beteiligten. Bligh hat nie wieder das Kommando über ein englisches Schiff erhalten.

Der Spielfilm Meuterei auf der Bounty aus dem Jahr 1962 dagegen ist die erste Farbverfilmung der bekannten Meuterei auf der HMS Bounty. Wie schon die Erstverfilmung basiert auch diese Version auf der Buchvorlage Die Meuterei auf der Bounty: Schiff ohne Hafen von Charles Bernard Nordhoff und James N. Hall. Ein kurzes Ausschnitt gibt die Faszination dieser dramaturgisch gelungen Verfilmungen gut wieder, obwohl auch hier die filmische Fiktion von den historischen Fakten stark abweicht.

Die bis dato letzte Verfilmung der Meuterei wurde im Jahr 1984 gedreht. Bligh wurde gespielt vom 47-jährigen Anthony Hopkins und Christian wurde durch den erst 28-jährigen Mel Gibson dargestellt.

Die Diskussion darüber, inwiefern diese Darstellung als alternative Fakten in das Allgemeinverständnis von Meutereien übergegangen sind, bildet einen Teil der Abhandlung. Wie in der Geschichte damals, ist es auch in der modernen Führungswelt heute nicht immer so, wie es auf den ersten Blick scheint. Aus diesem Verständnis werden die Kernpunkte des Bounty-Prinzip abgeleitet und Führungsgrundsätze zu Stärkung der Motivation, der Resilienz und der Vertrauensbasis entwickelt. Denn es gilt als Grundsatz: Motivierte Mitarbeitende meutern nicht.

Literaturhinweis zum Thema

Kubiak, Hans-Jürgen (2005): Die Oscar-Filme. Die besten Filme der Jahre 1927/28 bis 2004; die besten nicht-englischsprachigen Filme der Jahre 1947 bis 2004; die besten Animationsfilme der Jahre 2001 bis 2004. Marburg: Schüren.

Bildmaterial

Mutiny on the Bounty (The Mutineers turning Lieutenant Bligh and part of the officers and crew adrift from His Majesty’s Ship the Bounty) 1790 by Robert Dodd; National Portrait Gallery, Australia.

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