Hinweis

Die Dormitio-Abtei (Basilika und Klostergebäude) muss nun dringend saniert werden, der Verputz blättert und die Installationen genügen nicht mehr den Anforderungen der heutigen Zeit. Gestützt auf den Koalitionsvertrag von 2018 in Deutschland (CDU, CSU und SPD) ist unter Randziffer 7323ff. kurz festgehalten, dass für die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten der Dormitio-Abtei Mittel bereitgestellt werden sollen. Am 03.09.2020 wurden nun publik, dass nun neben der bereits erfolgten Sanierung der Krypta nun die restlichen Gebäude der Dormitio-Abtei bis 2022 renoviert werden sollen. Grund genug, um sich kurz der Geschichte der Dormitio-Abtei und auch einer Besonderheit zur Weihnachtszeit zu widmen.

Geschichte der Dormitio-Abtei

Die Dormitio-Abtei ist eine deutschsprachige Benediktinerabtei auf dem Berg Zion in Jerusalem im Heiligen Land. Eine Abtei ist ein Kloster, dem regulär ein Abt vorsteht. Eine Basilika dagegen ist ein kanonisch-kirchenrechtlicher Ehrentitel. Dieser Titel soll besonders ehrwürdigen, bedeutungsvollen Kirchen zukommen und wird direkt vom Papst verliehen. Der heutige Berg Zion ist jedoch nicht mit dem biblischen Zion identisch. Auf dem Berg Zion liegen neben der erwähnten Dormitio-Abtei auch noch das Davidsgrab, der katholische Friedhof und weitere historische Stätten. Der geistige Grundstein der Dormitio-Abtei wurde im Jahre 1898 durch Kaiser Wilhelm II. gelegt. Er kaufte das Grundstück auf dem Zionsberg dem Sultan Abdülhamid I. ab und übergab es dem Deutschen Verein vom Heiligen Lande zur weiteren Bewirtschaftung. Der konkrete erste Stein wurde dann schon zwei Jahre später im Oktober 1900 gelegt und nach zehnjähriger Bauzeit wurde der Bau abgeschlossen. Die Basilika und die Klostergebäude befinden sich noch heute im Besitz des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande, der die Bauten (Unterhaltsarbeiten) weiterhin unterhält und die ganze Anlage den Benediktinern zur Verfügung stellt. Seit dem Jahre 2011 ist in der Dormitio-Abtei auch das Jerusalemer Institut der deutschen Görres-Gesellschaft (JIGG) angesiedelt. Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) nimmt die Dormitio-Abtei die Seelsorge für die in Jerusalem lebenden oder das Heilige Land besuchende deutschsprachigen Gläubigen wahr. In der Abtei werden somit regelmässig deutschsprachige Gottesdienste abgehalten und die Mönche wirken auch als seelsorgerischer Ansprechpartner.

Aufnahme Mariens in den Himmel (Dormitio)

Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel wird jeweils am 15. August gefeiert. Umgangssprachlich spricht man nicht vom lateinischen Dormitio sondern vielmehr von Mariä Himmelfahrt. Die Gottesmutter Maria gelangt mit Leib und Seele zu ihrem Sohn in den Himmel, ohne Verwesung im Grab wie dies bei den Normalsterblichen der Fall ist. Papst Pius XII. legte im Jahre 1950 das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel als Dogma fest. Dies fast ein Jahrhundert nach der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis durch Papst Pius IX. im Jahre 1854. Die beiden Lehrinhalte gehören systemimmanent zusammen. Dies, da Maria selbst nicht nur ohne Sünde empfangen wird sondern auch vor der Verderbnis des Leibes bewahrt wird. Die Himmelfahrt gründet also in der Unbefleckten Empfängnis Mariens. So ist Maria von jedem Makel der Erbsünde befreit. Es handelt sich bei Mariä Empfängnis also nicht, wie oft falsch verstanden, um die Jungfrauengeburt als Empfängnis Jesu, sondern vielmehr um die Zeugung der Gottesmutter (als Unbefleckte) selbst.

Neben den beiden erwähnten Dogmen zu Maria wurden in der katholischen Kirche noch die päpstliche Unfehlbarkeit und das Jurisdiktionsprimat des Papstes im Jahre 1870 in Form eines Dogmas festgehalten. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) hat sodann wurden die Dogmen zwar weiterhin als bleibende Wahrheiten festgehalten, aber im Sinne einer Hierarchie der Wahrheiten sollen nicht alle Dogmen gleich gewichtet werden.

Brand zeitgleich mit dem Papstbesuch im Jahre 2014

Papst Franziskus hat im Jahre 2014 eine Pilgerreise in das Heilige Land unternommen. Wenige Stunden nachdem er auf dem Zionsberg am 26.05.2014 die Heilige Messe abgehalten hat, ist in der Dormitio-Basilika, genauer in der Krypta, ein Feuer ausgebrochen. Eine Brandstiftung wurde schnell vermutet. Die Benediktinermönche konnten dank der Aufmerksamkeit und mit der Unterstützung eines Besuchers das Feuer eigenständig unter Kontrolle bringen. Ein Brand der Dormitio-Basilika hätte wohl den ganzen Zionsberg in Mitleidenschaft gezogen.

Im Vorfeld des Papstbesuches hatten jüdische Aktivisten gegen den päpstlichen Gottesdienst im Abendmahlsaal protestiert. Dieser liegt über dem Grab, von dem man glaubt, dass es König David zuzuschreiben sei (sogenanntes Davidsgrab). Hartnäckig hält sich unter den jüdischen Aktivisten das Gerücht, dass die katholische Kirche über diese Räumlichkeiten wieder die Kontrolle übernehmen will. Der auf dem Berg Zion gelegene Abendmahlssaal stand schon 200 Jahre lang unter der Obhut der Franziskaner-Kustodie des Heiligen Landes, wurde aber im 16. Jahrhundert von Süleyman dem Prächtigen enteignet und kam nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 erst unter die Kontrolle der Israelis.

Erst fünf Jahre nach dem Brandanschlag kam Bewegung in die Sache. Das Bezirksgericht in Jerusalem hat 2019 die Anklage gegen  zwei junge Männer aus Mangel an Beweisen fallengelassen. Sie wurden verdächtigt, den Brandanschlag auf die Abtei im Mai 2014 verübt zu haben. Den Angaben zufolge wurden die Geständnisse der Verdächtigen jedoch nicht zugelassen, da die Befragung durch den Inlandsgeheimdienst Schin Beit unter starkem Druck stattgefunden habe. Ferner sei den Verdächtigen die Konsultation eines Anwalts verweigert worden. Ein Anwalt der Männer begrüsste die Entscheidung und warf den Ermittlungsbehörden gar Folter vor. Bei einem der beiden Männer handelt es sich laut Berichten unter anderem um einen 23-jährigen jüdischen Siedler, der bereits 2017 wegen Brandstiftung im deutschen Benediktinerkloster Tabgha am See Genezareth zu vier Jahren Haft verurteilt worden war. Bei dem Brand im Juni 2015 wurde der Südflügel des Atriums der Kirche neben dem erst 2012 fertiggestellten Kloster weitgehend zerstört.

Weihnachten von Jerusalem nach Bethlehem

Nach dem Mitternachtsgottesdienst am 25. Dezember in der Dormitio-Basilika machen sich die Mönche jeweils zu Fuss auf den Weg nach Bethlehem. Die Mönchsgemeinschaft sammelt im Vorfeld die Namen (und indirekt die Anliegen der Gläubigen), die dann ausgedruckt auf eine Schriftrolle ebenfalls auf den Weg nach Bethlehem geht. Der Personennahmen hat schon in der Bibel schon eine grosse Tragweite.

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.

Jes 43,1

Eine schöne Tradition und auch im Jahr 2020 haben sich unter anderem die Namen der Familienmitglieder des Autors auf den Weg nach Bethlehem, zur Geburtskirche Jesu, gemacht.

Quellen

Unveröffentlichte Materialien zur Dormitio-Abtei in Privatbibliothek
Als Auskunftsperson zu den baugeschichtlichen Besonderheiten und zur Architektur und Sanierung der Dormitio allgemein darf Dr. Christoph Wagener, Architekt, Konstanz angegeben werden, dieser hat auch das Sanierungsgutachten 2017 erstellt.
Kohler, Oliver (2005): Zwischen christlicher Zionssehnsucht und kaiserlicher Politik – Die Entstehung von Kirche und Kloster Dormitio Beatae Mariae Virginis in Jerusalem; EOS Verlag.
Schnabel, Nikodemus (2015): Zuhause im Niemandsland: Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina; Herder-Verlag.
Fürst, Heinrich; Geiger, Gregor (2020): Im Land des Herrn: Ein franziskanischer Pilger- und Reiseführer für das Heilige Land; Bonifatius.
Webseite der Dormitio-Abtei.
Beitrag Domradio vom 13.03.2019: Nach dem Brandanschlag auf Jerusalemer Dormitio Abtei: Nichtanklage stösst auf Unverständnis (Webseite).

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