Hinweis

Die Omni Holding AG ging 1991 Konkurs Gerade die Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) als meine damalige Lehrstätte war von diesem Skandal im Nachgang der Asienkrise (1997-1998) geprägt. Weigerte sich doch der SBG-Generaldirektor und spätere Ehrenpräsident Robert Holzach in weiser Voraussicht, dem Financier Werner K. Rey Kredite zu sprechen. Als Student verfolgte ich dann den Prozess gegen Werner K. Rey vor dem Wirtschaftsstrafgericht. Aufstieg und Fall der Omni Holding AG haben meinen Werdegang somit in vielerlei Hinsicht beschäftigt.

ScripoPapers #1: Omni Holding AG

Bekannt wurde Werner K. Rey der breiten Öffentlichkeit, als er 1976 durch den Kauf und den kurz darauffolgenden Verkauf der C.F. Bally AG an die Oerlikon-Bührle Holding AG einen Gewinn von rund CHF 30 Mio. erzielte. Ein für die damalige Zeit einmaliges Vorgehen. Rey erwarb sodann 1986 das Zeitarbeitsunternehmen Adia interim (Adecco), brachte die Prüffirma Inspectorate an die Börse, erwarb die Jean-Frey-Mediengruppe, die Metallwerke Selve AG in Thun und eine Minderheitsbeteiligung vom Industrieunternehmen Sulzer. Rey galt in jener Zeit als Vorzeigefinancier, der es mit einer Banklehre und ohne Studium weit gebrachte hatte. Rey bündelte die verschiedenen Beteiligungen unter dem Dach der Omni Holding AG, welche am 03.11.1993 im Handelsregister des Kantons Bern (CH-035.3.011.958-6) eingetragen wurde. Zweck der Gesellschaft war der Erwerb und dauernde Verwaltung von Beteiligungen an anderen Unternehmungen (Branche: Betreiben von übrigen Finanzinstitutionen). Der Vermerk „übrige“ bezieht sich auf alle nicht prudentiell beaufsichtigte Finanzmarktintermediäre. Zwischenzeitlich scheint von diesen nicht bewilligungspflichtigen Finanzgeschäften nur noch das Finanzkommissionsgeschäft zu bestehen. Darunter versteht man die Anschaffung und die Veräusserung von Finanzinstrumenten (z.B. Aktien oder Anleihen) im eigenen Namen für fremde Rechnung. Für Rey war gerade dieses Finanzkommissionsgeschäft von grosser Bedeutung für seine gesamte berufliche Tätigkeit.

Ab dem Jahr 1990 gab es immer bedrohlichere Anzeichen für ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten. Nachdem ein Verfahren wegen Betrugs, Urkundenfälschung und betrügerischen Konkurses eröffnet worden war, flüchtete Rey auf die Bahamas, wo er erst sechs Jahre später verhaftet werden konnte. In der Folge erwirkten die Berner Untersuchungsrichter zusammen mit der zuständigen Bundesbehörde die Auslieferung Reys in die Schweiz. 1999 wurde dieser wegen betrügerischen Konkurses zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Heute lebt Werner K Rey unbescholten in London.

Im Handelsregister des Kantons Bern dagegen wurde die Omni Holding AG in Nachlassliquidation erst am 02.10.2013 gelöscht und eine Nachlassdividende von gerade mal 0,41 Prozent an die Gläubiger gesprochen.

Zu den ScripoPapers

Scripophilie ist ein Spezialgebiet der Numismatik und ein Sammelgebiet, das sowohl auf die Schönheit einiger historischer Dokumente als auch auf den interessanten historischen Kontext jedes Dokuments zurückzuführen ist. Die ScripoPapers wollen in einer unregelmässigen Serie einige ausgewählte und interessante Wertpapiere und die dahinter liegende Geschichte herausgreifen und beschreiben.

Literaturhinweise
  • Flubacher, Rita (1992): Flugjahre für Gaukler. Die Karriere des Werner K. Rey. 2. Aufl. Zürich: Weltwoche-Verlag.
  • Flubacher, Rita (1994): Die Milliardenpleite: Aufstieg und Fall des Finanzjongleurs Werner K. Rey. Berlin: Ullstein.
  • Wyss, Eva (1999): Kriminalität als Bestandteil der Wirtschaft: eine Studie zum Fall Werner K. Rey (= Beiträge zur rechtssoziologischen Forschung Band 12). Pfaffenweiler: Centaurus Verlag & Media.
Bildmaterial

Abgebildet ist die Inhaberaktie der Omni Holding AG mit einem Nennwert von CHF 500. Drei Dividendencoupongs konnten ausbezahlt werden. Die ISIN der Aktie war CH0002158787.

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