Hinweis

Die Nachhaltigkeit im Finanzmarkt wird immer wichtiger. Von einem Nischenthema entwickelt sich die Thematik hin zu allgemeingültigen und verbindlichen Grundsätzen. Der nachfolgende Text soll deshalb eine kurze Auslegeordnung dazu bieten.

Nachhaltigkeit im Finanzmarkt

Die Bestrebungen um Nachhaltigkeit bei den Geldanlagen (Sustainable Finance) gewinnen im europäischen Finanzmarkt immer mehr an Bedeutung. Die Europäische Union (EU) nimmt hier die Rolle eines Vorreiters ein, führt mit den verschiedenen Anspruchsgruppen einen intensiven Dialog und setzt sich für einen optimalen Regulierungsrahmen (level playing field) ein.

Zur geschichtlichen Herleitung: Das Thema der Nachhaltigkeit wurde im Zuge der UN-Weltumweltkonferenz 1972 in Stockholm erstmals adressiert. Weitere wichtige Eckpfeiler waren der UN-Umweltgipfel 1992 in Rio de Janeiro und die dritte UN-Klimakonferenz in Kyoto 1997. Hervorzuheben ist auch das Übereinkommen von Paris aus dem Jahre 2015. Die Vertragsparteien verpflichteten sich im Rahmen einer verbindlichen Vereinbarung dem gemeinsamen Ziel, die weltweite Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu reduzieren und die Treibhausgasemissionen einzuschränken. Die EU sieht sich diesen Klimazielen verpflichtet und erkennt die Wesentlichkeit einer nachhaltigen und ressourcenschonenderen Wirtschaft an. Dazu veröffentlichte die EU im März 2018 den Aktionsplan zur Finanzierung des nachhaltigen Wachstums. Im Dezember 2019 wurde auf europäischer Ebene zudem die Klimaneutralität 2050 beschlossen. Entsprechend veröffentlichte die EU den sogenannten European Green Deal mit umfangreichen Klimaschutzzielen zur Umsetzung der politischen Verpflichtung in den Diensten der Umwelt.

Zahlreiche Studien weisen nach, dass nachhaltige Geldanlagen mindestens ebenso gut rentieren wie herkömmliche Finanzanlagen. Nachhaltigkeit bietet somit keine zusätzlichen Kosten, sondern vielmehr weitere Chancen. So haben beispielsweise konventionelle Aktienfonds in der ersten Welle der Corona-Pandemie deutlich höhere Kursverluste hinnehmen müssen als Vergleichsprodukte, welche Aspekte aus den Bereichen Umwelt (E), Soziales (S) und der guten Unternehmensführung (G) berücksichtigt haben. Doch was versteht man konkret unter den nachhaltigen Geldanlagen und wie lassen sich diese zwischen den traditionellen Geldanlagen und der Philanthropie einordnen? Die nachfolgende Grafik soll die verschiedenen Stufen von der Nachhaltigkeit zur Wirkungsorientierung aufzeigen:

Die Erreichung dieser Ziele und Vorgaben bedingt die Steuerung und Begrenzung von Nachhaltigkeitsrisiken im Finanzmarkt, da sich hier der europäische Gesetzgeber die grösste Hebelwirkung verspricht. Die praktische Umsetzung wird aus unterschiedlichen Gründen jedoch meist nur zögerlich vorgenommen. Zur Förderung der Transformation hat die EU zahlreiche direktanwendbare Regularien erlassen, welche die Vergleichbarkeit und Umsetzbarkeit erleichtern sollen. Aktuell ist es nämlich nicht nur für die Anleger schwierig zu identifizieren, welche Finanzprodukte tatsächlich die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Auch die Finanzmarktteilnehmer in der ganzen Wertschöpfungskette sind auf verbindliche und vergleichbare Vorgaben angewiesen. Im Zuge der steigenden Nachfrage hat leider das sogenannte Greenwashing bei Finanzprodukten zugenommen. Finanzprodukte werden als nachhaltig vermarktet, ohne dass der Emittent willens oder fähig wäre, die Nachhaltigkeitsvorgaben auch erfüllen zu wollen. Folge davon ist nicht nur ein Vertrauensverlust beim Anleger (Informationsasymmetrie), sondern vielmehr auch ein Reputationsverlust für den europäischen Finanzmarkt insgesamt.

Das gemeinsame Verständnis ist es, die Nachhaltigkeit als Chance für den europäischen Finanzmarkt zu begreifen. Von einem nachhaltigen Finanzmarkt profitieren wir alle. Zwischenzeitlich wird auf breiter Ebene wahrgenommen, dass nachhaltige Geldanlagen ebenso gut wie herkömmliche Finanzanlagen rentieren. Nachhaltigkeit bedeutet somit keine zusätzlichen Kosten, sondern bietet vielmehr monetäre und auch non-monetäre Erträge. Mit der Berücksichtigung und Förderung von nachhaltigen Geldanlagen kann jeder von uns mithelfen, damit die Klimavorgaben und die Ziele der nachhaltigen Entwicklung auch erreicht werden können. Packen wir es an!

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